Die Nachfolge ist gescheitert: und was nun?
Die geordnete Geschäftsaufgabe – eine strategische Handlungsalternative in der KMU Nachfolge
Das Interview zu diesem Blogbeitrag finden Sie hier.
Wir reden immer zu von der Fortführung von Unternehmungen, wie Family-Buy-Out, Management-Buy-In oder –Out, aber selten von einer geordneten Geschäftsaufgabe und Löschung der Unternehmung.
Die geordnete Geschäftsaufgabe stellt dabei eine strategische Handlungsalternative in der KMU Nachfolge dar. Es gehört zur unternehmerischen Verantwortung eine solche Option vorzubereiten, sozusagen als Plan B.
Bei 30% der KMU scheitert eine Übertragung des Unternehmens an neue Eigentümer. Dieser Fall ist also alles andere als eine Ausnahme, sondern ein durchaus realistisches Szenario! Erst recht in den unsicheren Zeiten von COVID 19. Unternehmerische Verantwortung ernst zu nehmen, bedeutet, dieses realistische Szenario vorzubereiten.
Viele Unternehmer wissen zwar um die Risiken eines Scheiterns im Nachfolgeprozess, verfügen aber in der Regel nicht über einen strategischen «Plan B». Ein solcher Plan B kann final auch aus einer geordneten Geschäftsaufgabe bestehen. Unternehmerische Verantwortung zu übernehmen bedeutet, vorausdenken und vorbereitet sein, wenn eine Nachfolge nicht möglich ist und ein betrieblicher Shutdown droht. Um in diesem Fall eine ungeordnete, zwangsrechtliche Liquidation zu verhindern, gehört aus unserer Sicht die Planung einer geordneten Geschäftsaufgabe zu den notwendigen Aufgaben eines Unternehmers, vergleichbar mit einer «Katastrophenübung» und der Hoffnung, dass ein solcher Fall nie eintritt, aber im Wissen, dass man im Fall der Fälle weiss, was zu machen ist!
Daher stellt sich die spannende Frage: Wieso wird die geordnete Geschäftsaufgabe als Nachfolgeoption verdrängt? Offensichtlich bestehen – zu Unrecht – psychologische Barrieren: Hoffnung, Verdrängung, Verzweiflung, Angst, Orientierungslosigkeit. Überforderung, Zeitnot und Zeitdruck in der Evaluation der verschiedenen Nachfolgeoptionen.
Gründe für und Fragen rund um die geordnete Geschäftsaufgabe können dabei sein: wie hoch ist die Überlebensquote von Nachfolgen in meiner Branche? Wie fit und gleichzeitig stabil ist meine Unternehmung? Wo steht sie in ihrem eigenen Lebenszyklus? Gibt es Frühwarnindikatoren? Kann ich Strategiekrisen, von Ertragskrisen, und Liquiditätskrisen unterscheiden? Sehe ich als Unternehmer eine Unternehmensschwäche, welche sich grundsätzlich beheben liesse? Oder sehe ich eine Schwäche der Branche, welcher wir nicht beheben, respektive mit einem passenden Geschäftsmodell darauf antworten können?
Die Beantwortung dieser Fragen ist entscheidend für eine erfolgreiche, geordnete und zielführende Umsetzung einer Geschäftsaufgabe. Agieren anstatt reagieren! So lautet doch das natürliche Credo vieler Unternehmer! Agieren und planen Sie rechtzeitig, ab einem gewissen Zeitpunkt sind Sie schlicht und einfach zu spät. Daher besser im Vorfeld planen, und ab dann gelassen und versichert sein: es ist alles vorbereitet.
Thomas Gisselbrecht, Rechtsanwalt, Executive MBA HSG
GisselbRecht & Wirtschaft AG
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