Blog 03: Familiär leichtgemacht?

Von 100 Nachfol­ge­fällen werden “nur” noch deren 40 innerhalb der Familie geregelt. Die famili­en­in­terne Nachfolge gilt generell als einfacher, hat dennoch Ihre Tücken.

Die famili­en­in­terne Nachfol­ge­re­gelung ist nur eine von verschie­denen Möglich­keiten der Nachfolge.
Auch wenn sie oft noch als die einzig «richtige» oder «anständige» wahrge­nommen wird.

Was aber die Öffent­lichkeit oft als richtig ansieht, muss nicht zwangs­läufig für die Familie oder das Unter­nehmen passen. Wenn beispiels­weise eine Familie intern vor allem die Harmonie sucht und pflegt, warum sollte sie sich dann mit den in der Regel auftre­tenden Meinungs­ver­schie­den­heiten bei der Nachfol­ge­re­gelung herum­schlagen wollen?
Oder aus der Sicht des Unter­nehmens: reichen die Fähig­keiten und die Energie des famili­en­in­ternen Nachfolgers tatsächlich aus, um das Unter­nehmen erfolg­reich weiterzuführen?

Solche und ähnliche Fragen sollen und dürfen heute gestellt werden. Und deshalb ist es auch durchaus nachvoll­ziehbar, dass «nur» noch 40 Prozent der Eigen­tums­wechsel famili­en­intern erfolgen.

Wenn dann aber trotzdem «wie gewohnt» eine famili­en­in­terne Nachfol­ge­lösung gesucht wird, stehen Bezie­hungen und Erwar­tungen im Blick­punkt, insbe­sondere bei sehr grossen Familien. Was machen wir mit allen Cousins und Cousinen, die auch noch irgend­welche Ansprüche erheben – sei es in der Form von Reputation, Mitsprache, Einkommen (Lohn oder Dividende?) oder in Form familiären Zugehörigkeitsgefühls?
Zum Beispiel ganz konkret: Wie kann in schnell gewach­senen und sehr grossen Famili­en­un­ter­nehmen vermieden werden, dass einer aus der Familie als Mitei­gen­tümer aussteigen will, die anderen Famili­en­mit­glieder sein Aktien­paket aber gar nicht übernehmen können, da nicht finanzierbar?
Auch in kleineren Familien muss nicht immer alles einfach sein. Ich erinnere mich an einen Sohn, als Einzelkind eines Unter­neh­mer­ehe­paars aufge­wachsen, der den Stand­punkt vertrat, dass er als Nachfolger ja sicher nichts für das Unter­nehmen zu bezahlen habe, da er dieses ja sowieso früher oder später erben würde. Die Eltern waren anderer Meinung. Es ging ihnen dabei weniger um das Geld als vielmehr darum, ihren Sohn aus seiner Lethargie heraus­zu­reissen. Aus ihrer tiefen Überzeugung, dass auch ihr Sohn zuerst arbeiten und etwas leisten muss, bevor er Eigen­tümer eines (noch) gut laufenden KMU werden kann.

Fazit: Nur wer die familiären Bezie­hungen und Erwar­tungen kennt und aktiv pflegt, struk­turell wie kulturell, kann eine famili­en­in­terne Nachfolge erfolg­reich gestalten.

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Frank Halter

Frank Halter ist ausgewiesener Nachfolgeexperte, der sich seit vielen Jahren mit Passion für Nachfolgelösungen einsetzt, die Bestand haben und für alle ein Gewinn sein sollen: für das KMU, für die übergebende und die übernehmende Generation. Er hat das St. Galler Nachfolge-Modell mitentwickelt und betreibt die «St. Galler Nachfolge-Praxis», eine unabhängige Plattform für Wissen und Erfahrung rund um das Thema Unternehmensnachfolge.

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