Familienunternehmen gelten als beratungsresistent. Das ist gar nicht mal so unvernünftig: Eine gesunde Zurückhaltung ist gut, der zielgerichtete Beratereinsatz hat allerdings auch seine Vorteile.
Wenn man sich mit Beratern über Familienunternehmen unterhält, kommt schnell die Aussage: «Ja ja, aber Familienunternehmen sind eben sehr beratungsresistent!» Ganz unrecht haben die Berater da nicht – aber warum? Bei Familienunternehmen liegen Eigentum und Führungsverantwortung meist in der gleichen Hand, Fehlentscheide tun deshalb doppelt weh, und deshalb verlassen sie sich nur ungern (blindlings) auf Drittmeinungen, zu viel Lehrgeld haben sie dafür schon bezahlt.
Und insbesondere bei einer Nachfolgeregelung kann es hoch sein.
Die folgenden Fragen geben erste Ansatzpunkte für den möglichen Beratereinsatz im Nachfolgeprozess, wobei jede Situation ein anderes Setting verlangen kann:
Brauche ich einen Fachexperten für das Steuerrecht, eine Unternehmensbewertung oder zur Abklärung von vorsorge- und/oder versicherungsspezifische Fragestellungen? Oder brauche ich einen Moderator zwischen den beiden Generationen der mit Tabus und unterschiedlichen Erwartungen umzugehen weiss? Oder brauche ich besser einen transaktionsorientierte Mittler, der den Auftrag bekommen das Unternehmen extern zu verkaufen (landläufig «M&A‑Berater» genannt)? In welcher Phase sollen die Berater überhaupt zum Einsatz kommen, und in welcher nicht?
Als Einstiegsmöglichkeit lohnt es sich, als Unternehmerfamilie zuerst eine Auslegeordnung zu machen, um die verschiedenen Handlungsfelder zu identifizieren (vgl. den früheren “Blog Nr. 1 — In der Vielfalt liegt die Würze”).
Dies kann im Rahmen einer familieninternen Diskussion, in einem Workshop oder Einzelgespräch geschehen. Im Anschluss können verschiedene Arbeitspakete definiert, priorisiert und terminiert werden.
Die erste Anschlussfrage lautet dann: Wer ist für den ganzen Prozess verantwortlich? Meine Erfahrung zeigt, dass es ratsam ist, jemandem die Aufgabe zu übertragen, den Nachfolgeprozess in Bewegung zu halten. Zu gerne wird er sonst durch das Tagesgeschäft aufgehalten und blockiert.
Wenn dieser «Schrittmacher» oder “Wadenbeisser” bestimmt ist, gilt es zu überprüfen, wer in welcher Prozessphase zu welchem Thema eingesetzt werden kann. Die berühmte «Eierlegende-Woll-Milch-Sau» gibt es auch unter den Nachfolgeberatern nicht! Niemand kann die Steuern und die Vertragsgestaltung und die Finanzierung und die Mediation und die Bewertung abdecken, dafür ist die Materie einfach zu umfassend. Es lohnt sich daher, die Kompetenz- und Erfahrungsprofile kritisch zu hinterfragen. Ein Blick in die “Schrift Nr. 12 — KMU Nachfolge-Beratung” lohnt sich.