Blog 10: Soll ich im Familienunternehmen einsteigen – ja oder nein?

Es gehört zum guten Ton, in der heutigen Zeit den Kindern bezüglich ihrer beruf­lichen Karriere die Wahlfreiheit zu überlassen. Es lohnt sich deshalb ein genauer Blick auf die Frage.

Claudia Buchmann und Géraldine Meier

Der indivi­duelle Entscheid der Kinder, ob sie eine famili­en­in­terne Unternehmens­nach­folge (FBO) reali­sieren möchten oder nicht, wird von unter­schied­lichen Ebenen geprägt: von Familie, Gesell­schaft, indivi­du­ellen Motiven und Bedürf­nissen – und vom zu überneh­menden Unternehmen.

Entspre­chend schwierig ist es für die Betrof­fenen, die eine Entscheidung zu treffen. Hat sich da in den letzten Jahren etwas verändert? Dieser Frage ging Géraldine Meier im Rahmen ihrer Bache­lor­arbeit nach und hat die Erkennt­nisse im Zeitver­gleich disku­tiert. Auch wenn Vieles noch immer ähnlich gehalten wird, es gibt trotzdem einzelne Aspekte, die sich verändert haben.

Auf der Ebene der «Familie» konnte festge­stellt werden, dass die heutigen Unter­nehmer-Eltern auf ihre Kinder weniger Druck bezüg­liche einer Nachfolge ausüben, als es bei ihnen noch der Fall war. Dies bedeutet, dass Kinder zunehmend einen eigenen Weg gehen. In der Praxis könnte folglich die spannende Frage auftauchen, wie mit «Querein­steigern» umgegangen werden kann, falls zu einem späteren Zeitpunkt aus der Freiwil­ligkeit heraus die Lust am Famili­en­un­ter­nehmen doch noch hervortritt.

Auf der Ebene der «Gesell­schaft» ist ersichtlich, dass Beruf und Familie in einem famili­en­ge­führten Unter­nehmen nach wie vor als etwas nur schwer zu Trennendes angesehen wird. Es gilt vor dem Hinter­grund des Bedürf­nisses nach einer ausge­wo­genen «Work-Life-Balance» oft als Grund, der gegen einen FBO spricht. In der Praxis könnte die Frage spannend werden, ob die «Team-Nachfolge» als Lösungs­ansatz inter­essant werden könnte. Wir meinen hier eine Zunahme bereits zu erkennen.

Auf der Ebene der «indivi­du­ellen Motive und Bedürf­nisse» sind es vorwiegend der Wunsch nach beruf­licher Flexi­bi­lität und nach einem indivi­du­ellen Weg, die einem FBO im Weg stehen. Im Weiteren spielt der Wunsch der jungen Generation nach örtlicher Flexi­bi­lität eine grosse Rolle. Auch hier könnte mit dem Blick in die Praxis die Frage spannend werden, ob man als Arbeit­geber eben gerade Einfluss auf die Gestaltung dieser Frage nehmen kann und zusätzlich die Digita­li­sierung zu ganz neuen Möglich­keiten führt.

Was tun, wenn die Übergeber- und Nachfolge-Generation vor diesen Fragen stehen?

Es gilt im gemein­samen Gespräch die unter­schied­lichen Bedürf­nisse und Erwar­tungen zu klären und mitein­ander nach Lösungen zu suchen. Beispiels­weise wie dem Bedürfnis nach örtlicher Flexi­bi­lität vor Antritt einer Position im Famili­en­un­ter­nehmen mit Reisen oder sog. «Lehr- und Wander­jahren» in anderen Betrieben und Regionen genüge getan könnte. Oder wie die eigene Arbeit so organi­siert werden kann, dass gewisse Ortswechsel in die Berufs­aus­übung integriert werden können.

Eine offene Gesprächs­kultur – gleich zu Beginn weg – wird sich auch für den weiteren Nachfol­ge­prozess auszahlen. Ängste und Befürch­tungen müssen besprochen werden!

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