Blog 14: Die geordnete Geschäftsaufgabe. Als Plan B. Notwendig und vorbereitet.

Die Nachfolge ist gescheitert: und was nun?

Die geordnete Geschäfts­aufgabe – eine strate­gische Handlungs­al­ter­native in der KMU Nachfolge

Das Interview zu diesem Blogbeitrag finden Sie hier.

Wir reden immer zu von der Fortführung von Unter­neh­mungen, wie Family-Buy-Out, Management-Buy-In oder –Out, aber selten von einer geord­neten Geschäfts­aufgabe und Löschung der Unternehmung.

Die geordnete Geschäfts­aufgabe stellt dabei eine strate­gische Handlungs­al­ter­native in der KMU Nachfolge dar. Es gehört zur unter­neh­me­ri­schen Verant­wortung eine solche Option vorzu­be­reiten, sozusagen als Plan B. 

Bei 30% der KMU scheitert eine Übertragung des Unter­nehmens an neue Eigen­tümer. Dieser Fall ist also alles andere als eine Ausnahme, sondern ein durchaus reali­sti­sches Szenario! Erst recht in den unsicheren Zeiten von COVID 19. Unter­neh­me­rische Verant­wortung ernst zu nehmen, bedeutet, dieses reali­stische Szenario vorzubereiten.

Viele Unter­nehmer wissen zwar um die Risiken eines Schei­terns im Nachfol­ge­prozess, verfügen aber in der Regel nicht über einen strate­gi­schen «Plan B». Ein solcher Plan B kann final auch aus einer geord­neten Geschäfts­aufgabe bestehen. Unter­neh­me­rische Verant­wortung zu übernehmen bedeutet, voraus­denken und vorbe­reitet sein, wenn eine Nachfolge nicht möglich ist und ein betrieb­licher Shutdown droht. Um in diesem Fall eine ungeordnete, zwangs­recht­liche Liqui­dation zu verhindern, gehört aus unserer Sicht die Planung einer geord­neten Geschäfts­aufgabe zu den notwen­digen Aufgaben eines Unter­nehmers, vergleichbar mit einer «Katastro­phen­übung» und der Hoffnung, dass ein solcher Fall nie eintritt, aber im Wissen, dass man im Fall der Fälle weiss, was zu machen ist!

Daher stellt sich die spannende Frage: Wieso wird die geordnete Geschäfts­aufgabe als Nachfol­ge­option verdrängt? Offen­sichtlich bestehen – zu Unrecht – psycho­lo­gische Barrieren:  Hoffnung, Verdrängung, Verzweiflung, Angst, Orien­tie­rungs­lo­sigkeit. Überfor­derung, Zeitnot und Zeitdruck in der Evaluation der verschie­denen Nachfolgeoptionen.

Gründe für und Fragen rund um die geordnete Geschäfts­aufgabe können dabei sein: wie hoch ist die Überle­bens­quote von Nachfolgen in meiner Branche? Wie fit und gleich­zeitig stabil ist meine Unter­nehmung? Wo steht sie in ihrem eigenen Lebens­zyklus? Gibt es Frühwarn­in­di­ka­toren? Kann ich Strate­gie­krisen, von Ertrags­krisen, und Liqui­di­täts­krisen unter­scheiden? Sehe ich als Unter­nehmer eine Unter­neh­mens­schwäche, welche sich grund­sätzlich beheben liesse? Oder sehe ich eine Schwäche der Branche, welcher wir nicht beheben, respektive mit einem passenden Geschäfts­modell darauf antworten können?

Die Beant­wortung dieser Fragen ist entscheidend für eine erfolg­reiche, geordnete und zielfüh­rende Umsetzung einer Geschäfts­aufgabe. Agieren anstatt reagieren! So lautet doch das natür­liche Credo vieler Unter­nehmer! Agieren und planen Sie recht­zeitig, ab einem gewissen Zeitpunkt sind Sie schlicht und einfach zu spät. Daher besser im Vorfeld planen, und ab dann gelassen und versi­chert sein: es ist alles vorbereitet.

Thomas Gissel­brecht, Rechts­anwalt, Executive MBA HSG

Gissel­bRecht & Wirtschaft AG

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