Blog 15: Entwicklungsprozess vor Transaktionsprozess — wo sind all die Transaktionen

Die Frage wird immer wieder an mich gestellt: „Wo sind all die Trans­ak­tionen, von denen Du und Eure Stati­stiken sprechen?“ 

Gestellt wird die Frage meistens von Dienst­lei­stern, die Produkte für Finan­zierung, Vorsorge, Ehe- und Erbrechts­fragen anbieten. Und insbe­sondere von möglichen Verkaufs­man­dats­in­habern – von sogenannten M&A‑Beratern oder Mittlern. 

Meine These: Wer selber ‚Produkte‘ anbietet, tickt selber wie ein Mitspieler auf dem Trans­ak­ti­ons­markt: und wird auch als Mitspieler wahrge­nommen und so erlebt. Sprich: A verkauft B ein Produkt. Respektive eine Dienst­lei­stung zum Preis X. 

Wenn die Realität im Kontext der Unternehmens­nach­folge wirklich so einfach wäre, würde die Frage “wo sind denn all die Trans­ak­tionen?” gar nicht gestellt.  Denn: bei der überpro­por­tio­nalen Mehrheit von Nachfol­ge­re­ge­lungen geht es um Entwick­lungs­pro­zesse und nicht nur um Trans­ak­ti­ons­pro­zesse. Dies bedeutet, dass am Ausgangs­punkt einer solchen Reise weder das Zielbild scharf ist, noch der der Weg zum Ziel wirklich bekannt ist. Viele Unwäg­bar­keiten, Überra­schungen, Abzwei­gungen, sich wieder­spre­chende Wegweiser … sind so sicher, wie das Amen in der Kirche. Wie will man dann ein Dienst­lei­stungs­produkt zu einem (fixierten) Preis anbieten können, ohne zu wissen, was hinter der nächsten Wegbiegung kommt? Für 1–2 Projekt­schritte kann dies in der Realität in etwa abgeschätzt werden – mehr jedoch nicht. 

Ein Entwick­lungs­prozess ist ein Kommu­ni­ka­ti­ons­prozess. Nur der Dialog ermög­licht das Elabo­rieren und die Errichtung von gemein­samen Zielbildern und das Heran­führen einer tragbaren Lösung. Einer tragbaren Lösung für den Verkäufer, den Käufer und vor allem auch für das Unter­nehmen, welches verkauft werden soll. Wenn ich beispiels­weise unmit­telbar nach Unter­zeichnung von Verträgen von akuten Liqui­di­täts­eng­pässen höre, dann ist offen­sichtlich die Tragbarkeit im Dienste der Firma nicht gut genug reflek­tiert worden. Ziel muss sein, dass es drei Gewinner gibt: Verkäu­ferIn – KäuferIn – Unternehmen. 

 Gross­un­ter­nehmen verfügen über Stabs­ab­tei­lungen und Assistenz­stellen und damit über Ressourcen, die gezielt Entwick­lungs­pro­zesse andenken, struk­tu­rieren und im Idealfall auch noch führen können. Man spricht dann oft von Organi­sa­ti­ons­ent­wicklung. Ein klassi­sches KMU im Unter­schied dazu mit 4, 10 oder 50 Mitar­bei­tenden verfügt in der Regel nicht über solche Ressourcen. Die Unter­nehmer wissen dies sehr wohl: Gegen­mass­nahmen zu treffen ist jedoch etwas anderes. 

Die Frage stellt sich nun: Kann oder muss man einen solchen Entwick­lungs­prozess einem Dritten anver­trauen und falls ja wem? Das Initi­ieren muss zwingend vom Unter­nehmer oder der Unter­neh­mer­fa­milie erfolgen – die Führung eines solchen Prozesses muss — oder kann — von einer dritten Kraft übernommen werden – selbst­ver­ständlich immer in Abstimmung mit den betrof­fenen Parteien. 

Im Kontext «Nachfolge in KMU und Famili­en­un­ter­nehmen» braucht es deshalb einen empathi­schen Waden­beisser, der mit Umsicht und Weitblick, mit Gefühl und Kraft, aus der Distanz und mit unter­neh­me­ri­scher Nähe einen solchen Entwick­lungs­prozess führt. 

Ein empathi­scher Waden­beisser mit Genera­listen-Know-how und Nachfolge-Erfahrung, der zum richtigen Zeitpunkt und in der geeig­neten Dosis die Fachex­perten einbindet und aufein­ander abstimmt. OK – ich spreche hier gewis­ser­massen von der bekannten „Eier-legenden-Woll-Milch-Sau“.  

Auch wenn diese Leute nach wie vor rar gesät sind – es gibt sie. Unter­nehmer, die solche Angebote in Anspruch genommen haben, sagen rückblickend, dass dies der absolut richtige Entscheid war – aber diese Erkenntnis kommt in der Regel erst im Nachgang. 

Es braucht also eine grosse Portion Vertrauen und das bekannte „gute Bauch­gefühl“, sich auf einen solchen „Waden­beisser“ einzu­lassen – der erste Schritt liegt beim Unter­nehmer und der Unternehmerfamilie. 

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