Liegt die Zukunft des Unternehmens primär in der Herkunft? Oder gibt es eine Zukunft ohne Herkunft? Im Nachfolgeprozess gilt es, sehr früh die Frage zu stellen, ob die Nachfolge-Würdigkeit und die Nachfolge-Fähigkeit des Unternehmens gegeben ist. Diese strategische Frage gilt es unbedingt unter der Einbindung von beiden Generationen zu bearbeiten!
Eine Nachfolge wirft viele Fragen auf: Der Unternehmer muss sich intensiv mit seiner Firma beschäftigen, im Falle eines Familienunternehmens ist auch eine Auseinandersetzung mit der Familie notwendig. Am Anfang aller Fragen sollte geklärt werden, ob das Unternehmen Nachfolge-Würdig und auch Nachfolge-Fähig ist. Für den Firmeninhaber keine einfach-rationale Frage, hat er doch viel Herzblut investiert.
Als erste Hilfestellung für eine Beurteilung kann die SWOT-Analyse dienen. SWOT steht für Strenghts-Weaknesses-Opportunities-Threats. Sie ist ein bewährtes, verbreitetes Instrument, um Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren eines Unternehmens im Kontext des Unternehmens (Innensicht), aber auch im Rahmen der Umwelt darzustellen (Aussensicht). So verbreitet das Instrument ist — in der Praxis ist es schwierig, dieses auch konsequent und zielführend zu nutzen. Mit einem selbstkritischen Blick auf das Unternehmen, kann sie aber gerade im Nachfolgeprozess Antworten auf die Fragen der Nachfolge-Würdigkeit und der Nachfolge-Fähigkeit liefern. Die Aussensicht (Chancen und Gefahren) zeigt die Existenzberechtigung des Unternehmens. So können zum Beispiel traditionsreiche Familienunternehmen das Problem haben, dass ihr Handwerk von einer Technologie verdrängt wird und „ausstirbt“.
Die Innensicht, also die Nachfolge-Fähigkeit kann angegangen werden, wenn die Nachfolgewürdigkeit per se gegeben ist. Im Zentrum steht dabei die Frage der Rolle des Unternehmers. Meist sind Kleinstunternehmen mit einer Grösse von 1–3 Mitarbeitern nicht oder nur bedingt Nachfolge-Fähig, da das Unternehmen zu klein und zu personenfokussiert ist oder der Unternehmer nicht loslassen kann. Ebenso zu beleuchten sind andere Bereiche des Unternehmens wie Kundenstamm, Lager, Mitarbeiter, Know-How und Liegenschaft.
Stellt sich bei der SWOT-Analyse heraus, dass gewisse Bereiche des Unternehmens die Nachfolge-Fähigkeit nicht erfüllen, so sind diese unbedingt anzupacken. Die Hausaufgaben müssen gemacht werden, ansonsten wird eine erfolgreiche Nachfolge gefährdet. Ist das Unternehmen zu informell strukturiert, so sind Führungsstruktur und Organisation zu formalisieren. Eine über lange Zeit gewachsene informelle Struktur über Zuständigkeiten, kann beim Wechsel von Schlüsselpersonen ins Wanken geraten. So sind wir kürzlich wieder einem Unternehmen begegnet, das aktuell eine ISO-Zertifizierung vornimmt – nicht etwa weil es die Kunden erwarten – nein! Das Hauptargument liegt in der inneren Überzeugung des Unternehmers, dass nicht nur die Schnittstellenoptimierung, sondern vor allem deren Dokumentation einen wesentlichen Informationsbeitrag leistet. Damit wird ein Fundament gelegt, welches bei einem künftigen Verkauf des Unternehmens an einen Dritten Vertrauen schaffen wird: auf alle Seiten.
Für jede „Hausaufgabe“ sollte genug Zeit eingeplant werden. Mit diesem selbstkritischen Blick auf das Unternehmen ist eine gute Ausgangslage für eine erfolgreiche Nachfolge geschaffen. Diese „Selbstkritik“ ist nicht immer neutral: Das Selbstbild kann stark vom Fremdbild abweichen. Ein Austausch mit externen Personen, wie dem VR, Freunden oder auch Beratern ist sehr zu empfehlen.