Von 100 Nachfolgefällen werden “nur” noch deren 40 innerhalb der Familie geregelt. Die familieninterne Nachfolge gilt generell als einfacher, hat dennoch Ihre Tücken.
Die familieninterne Nachfolgeregelung ist nur eine von verschiedenen Möglichkeiten der Nachfolge.
Auch wenn sie oft noch als die einzig «richtige» oder «anständige» wahrgenommen wird.
Was aber die Öffentlichkeit oft als richtig ansieht, muss nicht zwangsläufig für die Familie oder das Unternehmen passen. Wenn beispielsweise eine Familie intern vor allem die Harmonie sucht und pflegt, warum sollte sie sich dann mit den in der Regel auftretenden Meinungsverschiedenheiten bei der Nachfolgeregelung herumschlagen wollen?
Oder aus der Sicht des Unternehmens: reichen die Fähigkeiten und die Energie des familieninternen Nachfolgers tatsächlich aus, um das Unternehmen erfolgreich weiterzuführen?
Solche und ähnliche Fragen sollen und dürfen heute gestellt werden. Und deshalb ist es auch durchaus nachvollziehbar, dass «nur» noch 40 Prozent der Eigentumswechsel familienintern erfolgen.
Wenn dann aber trotzdem «wie gewohnt» eine familieninterne Nachfolgelösung gesucht wird, stehen Beziehungen und Erwartungen im Blickpunkt, insbesondere bei sehr grossen Familien. Was machen wir mit allen Cousins und Cousinen, die auch noch irgendwelche Ansprüche erheben – sei es in der Form von Reputation, Mitsprache, Einkommen (Lohn oder Dividende?) oder in Form familiären Zugehörigkeitsgefühls?
Zum Beispiel ganz konkret: Wie kann in schnell gewachsenen und sehr grossen Familienunternehmen vermieden werden, dass einer aus der Familie als Miteigentümer aussteigen will, die anderen Familienmitglieder sein Aktienpaket aber gar nicht übernehmen können, da nicht finanzierbar?
Auch in kleineren Familien muss nicht immer alles einfach sein. Ich erinnere mich an einen Sohn, als Einzelkind eines Unternehmerehepaars aufgewachsen, der den Standpunkt vertrat, dass er als Nachfolger ja sicher nichts für das Unternehmen zu bezahlen habe, da er dieses ja sowieso früher oder später erben würde. Die Eltern waren anderer Meinung. Es ging ihnen dabei weniger um das Geld als vielmehr darum, ihren Sohn aus seiner Lethargie herauszureissen. Aus ihrer tiefen Überzeugung, dass auch ihr Sohn zuerst arbeiten und etwas leisten muss, bevor er Eigentümer eines (noch) gut laufenden KMU werden kann.
Fazit: Nur wer die familiären Beziehungen und Erwartungen kennt und aktiv pflegt, strukturell wie kulturell, kann eine familieninterne Nachfolge erfolgreich gestalten.