Raiffeisen Nachfolgestudie. Die persönliche Perspektive. Christian Sonderegger. Hrsg. Raiffeisen Schweiz Genossenschaft, St. Gallen. 2020.
Die Regelung der eigenen Nachfolge gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben im gesamten Unternehmerleben: Wie stelle ich sicher, dass ich den richtigen Nachfolger auswähle? Wie kann ich den Wünschen und Bedürfnissen meiner Familie, meiner Mitarbeitenden und meiner Kunden gerecht werden? Wie vereinbare ich das mit meinen eigenen Vorstellungen? Und nicht zuletzt: Wie sieht meine eigene Zukunft ohne das Unternehmen aus?
Oftmals hemmen oder verhindern gerade diese sehr menschlichen Fragestellungen eine erfolgreiche Übergabe. Was als Projekt wie jedes andere beginnt, entwickelt sich für viele Unternehmer deshalb zur persönlichen Herausforderung.
Zusätzlich erschwert wird der Prozess durch exogene Einflussfaktoren wie beispielsweise die aktuelle Corona-Pandemie: Unternehmer müssen sich in solchen Phasen noch genauer überlegen, ob der Zeitpunkt richtig und ihr Unternehmen bereit für die Übergabe ist. Unter Umständen müssen Geschäftsmodelle, Businesspläne, Absatzkanäle oder auch Lieferantenbeziehungen grundsätzlich überdacht werden. Das kann zusätzlichen emotionalen Konfliktstoff mit sich bringen.
Während der Nachfolgeregelung beginnt zu «menscheln». Meinungsverschiedenheiten, Erwartungshaltungen, Unsicherheiten, Ängste und persönliche Enttäuschungen prägen den Prozess viel stärker als rechtliche, finanzielle und administrative Fragen. Diese «emotionalen» Aspekte der Nachfolge sind etwas, worüber Unternehmer eher ungern sprechen und worauf sie auch nur bedingt vorbereitet sind. Und obwohl man in der Praxis von der Sprengkraft dieser Themen weiss, gibt es nur beschränkt vertiefte Untersuchungen dazu.
Die Autorenschaft hat mit Unternehmern aus der ganzen Schweiz gesprochen: Für die Studie reflektierten sie den eigenen Nachfolgeprozess und gaben ungeschminkten Einblick in ihre persönlichen Höhen und Tiefen. Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse bieten Unternehmern, die vor dem Nachfolgeprozess stehen, Orientierung und Hilfestellung. Sie sehen ganz konkret, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein dastehen, sondern dass es vielen anderen gleich oder ähnlich ergangen ist.