Rahmenkonzept für die Nachfolge

Das St. Galler Nachfolge-Modell ist ein Rahmen­konzept für eine ganzheit­liche Unternehmens­nach­folge. Es richtet sich im Spezi­ellen an famili­en­ge­führte KMU, die ihre Nachfolge planen, kann aber auch auf Nachfol­ge­pro­zesse von KMU angewendet werden, die nicht famili­en­ge­führt sind.

Entwickelt haben das St. Galler Nachfolge-Modell Frank Halter und Ralf Schröder. Beide sind ausge­wiesene Nachfolge-Experten, die seit vielen Jahren KMU aus der Schweiz, Deutschland und Öster­reich bei Nachfol­ge­pro­zessen begleiten.

Das St. Galler Nachfolge-Modell ermög­licht es, den Nachfol­ge­prozess struk­tu­riert anzugehen, ihn zu planen, zu gestalten und umzusetzen. Ziel ist es, mit dem St. Galler Nachfolge-Modell eine Basis zu legen, um die vielfäl­tigen und oft auch komplexen Frage­stel­lungen, die sich vor, während und teilweise auch nach einem Nachfol­ge­prozess ergeben, zu erfassen, sodass sie recht­zeitig bearbeitet und beant­wortet werden können.

Folgende Grund­sätze und Empfeh­lungen bilden die Basis des St. Galler Nachfolge-Modells:

  • Beant­worte die Frage «Was will ich?» und entwickle die Nachfolge entlang der sechs Gestaltungsdimensionen.
  • Beant­worte die Frage «Wie setze ich es um?» und bearbeite die fünf zentralen Themen­felder der Nachfolge (5‑Themen-Rad) und zwar sowohl als Verkäufer:in wie auch als Käufer:in.
  • Eine Nachfolge muss schliesslich auf drei unter­schied­lichen Ebenen erarbeitet und bearbeitet werden: trenne normative, strate­gische und operative Fragen. Sich ausschliesslich mit der opera­tiven Umsetzung zu befassen, reicht in der Regel nicht für eine nachhaltige Nachfolgelösung.

Das Buch «Das St. Galler Nachfolge-Modell» ist im Juni 2022 in seiner 5., überar­bei­teten Auflage erschienen und kann hier als Buch oder als E‑Book (PDF) bezogen werden.

Was will ich?

Die 6 Gestaltungs-Dimensionen – wie man die Nachfolge gestalten möchte.

Das St. Galler Nachfolge-Modell fokus­siert auf 6 Dimen­sionen, die während einem Nachfol­ge­prozess aktiv gestaltet werden: Es geht dabei um:

  • die Frage «An wen soll es gehen?» und damit darum, welche Übertra­gungs­option der Nachfolge gewählt wird (FBO, MBO, MBI, M&A).
  • das Überta­gungs­objekt und damit um die Klärung, was genau Gegen­stand der Unternehmens­nach­folge ist.
  • die Übertra­gungs­ebene und damit um die Frage, ob es sich um eine Eigentums‑, Führungs- oder Vermö­gens­nach­folge handelt.
  • den Umgang mit Gerech­tigkeit und Fairness und dem Abgleichen der Erwar­tungs­hal­tungen aller Invol­vierten rund um diese Themen.
  • die Gestaltung der Gover­nance-Struk­turen, ‑Instru­mente und Prozesse und damit um die Frage, wie und über welche Wege die Familie auf das Unter­nehmen, und später auf das Vermögen, Einfluss nehmen kann.
  • das Zeit- und Projekt­ma­nagement und damit um die konkrete Planung der Unternehmens­nach­folge. Eine Unternehmens­nach­folge sollte als Projekt verstanden und von einer Projekt­lei­terin oder einem Projekt­leiter als solches gestaltet werden mit allem was dazu gehört: Rollen­klärung, Meilen­steinen, Proto­kollen, To-Do-Listen, etc.


Die Gestal­tungs-Dimen­sionen können vielfältig kombi­niert werden, sodass für hoffentlich jede Situation passende Antworten gefunden werden, ganz im Sinne des Grund­satzes «
Denken und Handeln in Nachfol­ge­sze­narien».

Wie mache ich es?

Das 5‑Themen-Rad – was es für die Umsetzung braucht.

Sobald der Unter­nehmer, die Unter­neh­merin die Frage geklärt hat, was er oder sie genau will – steht die Frage im Raum, wie diese Nachfolge konkret umgesetzt werden soll. Das St. Galler Nachfolge-Modell definiert 5 Themen­be­reiche, die es im Rahmen einer Unternehmens­nach­folge zu bearbeitet gibt. Die Themen­felder sind kreisrund als 5‑Themen-Rad darge­stellt, um zum Ausdruck zu bringen, dass die Themen gegen­seitig vonein­ander abhängig sind und immer wieder über die Zeit reflek­tiert werden müssen. Wie intensiv die Bearbeitung eines Themen­feldes ist oder wie stark es gewichtet wird, hängt einer­seits davon ab, in welcher Phase sich der Nachfol­ge­prozess befindet. Anderer­seits hat es einen Einfluss, ob das Thema von der Überge­ber­seite oder von der Überneh­mer­seite bearbeitet wird.

Unternehmer:innen und Nachfolger:innen, die sich mit den 5 Themen und den damit verbun­denen Frage­stel­lungen ausein­an­der­setzen, erschaffen sich ein Fundament für eine nachhaltige Nachfol­ge­lösung. Sie durch­laufen damit einen spannenden Kommu­ni­ka­tions- und Transformationsprozess.

Drei Ebenen der Nachfolge

Ein Nachfol­ge­prozess spielt sich auf drei Ebenen ab. Es ist absolut relevant, dass eine Nachfolge auf diesen drei Ebenen erarbeitet wird und nicht nur die operative Umsetzung im Zentrum steht.  Die Antworten auf normative und strate­gische Fragen bilden die Basis für die opera­tiven Umsetzungsentscheide.

  • Die normative Ebene fokus­siert sich auf Werte, Prinzipien und die Kultur. Dabei geht es um die Bedürf­nisse, Erwar­tungen und die Haltung der invol­vierten Personen und gleich­zeitig um die Kultur des Unter­nehmens und der Familie.
  • Bei der strate­gi­schen Ebene geht es darum, wie sich das Unter­nehmen und die Familie in den kommenden fünf bis zehn Jahren strate­gisch ausrichten und positio­nieren möchte.
  • Die operative Ebene befasst sich damit, dass die definierten Ziele in gültige, verbind­liche und funktio­nie­rende Lösungen übertragen werden.

In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Nachfol­ge­pro­zesse plötzlich holpern, weil zentrale Fragen auf norma­tiver und strate­gi­scher Ebene unzurei­chend, zu spät oder gar nicht thema­ti­siert worden sind. Vielfach liegt der Fokus haupt­sächlich auf den opera­tiven Aspekten wie z.B. Unter­neh­mens­be­wertung oder Finan­zie­rungs­kon­zepte. Sich ausschliesslich mit der opera­tiven Umsetzung zu befassen, reicht in der Regel nicht für eine nachhaltige Nachfolgelösung.