Die Unternehmensübertragung an bestehende Mitarbeitende (MBO = Management Buy Out) hat an Bedeutung gewonnen. Die Praxis zeigt, dass dieser Weg nur mit «verbindlicher Verbindlichkeit» funktioniert.
«Ja, Du bist mein Nachfolger und über den Preis werden wir uns auf jeden Fall auch einig.» So oder ähnlich lautete das Kernversprechen eines Inhabers vor rund fünf Jahren an seinen potenziellen Nachfolger. Hochmotiviert warf sich dieser – ursprünglich Projektleiter des Handwerksbetriebs – ins Zeug und mauserte sich innert kurzer Zeit zum Mitunternehmer: mit Initiative, eigenen Aufträgen, guten Deckungsbeiträge etc.
Nach drei erfolgreichen Jahren wollte der Mitarbeiter vom Inhaber wissen, wann denn nun, in welcher Form – und vor allem zu welchem Preis – die Unternehmensübernahme stattfinden könne. Privat war er inzwischen verheiratet und Vater einer kleinen Tochter, gleichzeitig keimte in ihm der Wunsch nach einem Haus mit Garten, kurz: Er suchte Perspektiven, beruflich wie privat. Aber er bekam keine gültige Antwort.
Seitdem sind weitere zwei Jahre verstrichen, ohne dass die ganze Geschichte wirklich weitergekommen ist. Die ursprüngliche Motivation hat sich mit Frustration vermischt. Der Mitarbeiter muss schliesslich auch noch erkennen, dass er dank seinem Engagement wesentliche (auch finanzielle) Werte geschaffen hat und nun einen viel höheren Preis für das Unternehmen bezahlen müsste, als dies ursprünglich nach dem Motto «Ein Mann – Ein Wort» versprochen wurde.
Wie verbindlich ist Verbindlichkeit?
Oft (zu oft!) sehe ich Nachfolge-Situationen, bei denen der anfänglich genug grosse Zeitraum zu wenig genutzt wird, um eine vorher getroffene Vereinbarung mit vereinten Kräften zu realisieren. Und damit die Planbarkeit für beide, Übernehmer und Übergeber, zu erhöhen. Und fehlende Planbarkeit kann Folgen haben! Für jedes Unternehmen und damit auch für den Verkäufer ist es einfach allzu schade, wenn potenzielle Mitunternehmer frustrationsbedingt zu Konkurrenten abspringen.
Zur Vertiefung vgl. Schrift Nr. 4: KMU Nachfolge als Prozess — alles im richtigen Moment?